Arbeitszeugnisse zum zweiten: Die 10 schlimmsten Floskeln

Hier kommt die Bestenliste:

  1. Er hat die an ihn gestellten Anforderungen stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt.
  2. Für ihre berufliche und private Zukunft wünschen wir ihr alles Gute und viel Erfolg.
  3. Sie erbringt stets ausgezeichnete Leistungen.
  4. Besonders erwähnen möchten wir … .
  5. Im Kontakt mit  Kunden sowie Geschäftspartnern (und weiteren ähnlichen) zeigt sich Herr Sowieso stets zuverlässig, freundlich/hilfsbereit und korrekt/zuvorkommend.
  6. Wir haben Frau Sowieso als äusserst motivierte und kompetente Mitarbeiterin kennen und schätzen gelernt.
  7. Dank seiner raschen Auffassungsgabe …
  8. … ihre speditive Arbeitsweise …
  9. Auch in persönlicher Hinsicht kann Herrn Sowieso ein gutes Zeugnis ausgestellt werden.
  10. Wir bedauern ihren Weggang sehr.

Wie Sie unschwer erkennen können, enthalten einige dieser Floskeln sogar noch Anteile sogenannten Codes, der zumindest in der Deutschschweiz besonders seit den 70er Jahren sehr beliebt war und Gottseidank in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen ist.

Floskeln sagen in der Regel eben nicht wirklich etwas Konkretes über den Mitarbeitenden aus. Was erfährt denn Herr Sowieso (und dessen potenzieller neuer Arbeitgeber), wenn Sie ihm «auch in persönlicher Hinsicht ein gutes Zeugnis ausstellen können»? Wie beruhigend, dass der kein Krimineller ist, der sich in der Unternehmenskasse bedient hat? Er ist freundlich? Nett? Was denn nun? Raten Sie mal mit Rosenthal!

Weiter täuschen Floskeln eine Standardisierung und angebliche Vergleichbarkeit vor, die jedoch gar nicht gegeben sind. Viele sind auch heutzutage sprachlich veraltet: Wer spricht denn bitte sehr heute noch von «stets»? Das heisst doch «immer» oder «jederzeit»(wobei auch jederzeit am Rande der Floskelgrenze steht). Oder die vollste Zufriedenheit? Voll, voller, am vollsten? Weiss, weisser, am weissesten? Sie sehen, das macht und hat keinen Sinn.

Deshalb ein Appell an die Arbeitgeberschaft und deren Zeugnisverantwortliche: Bitte versuchen Sie, darauf zu verzichten. Machen Sie es nicht gut, sondern besser. Versuchen Sie, so zu schreiben, wie Sie über den Mitarbeitenden reden würden. Schreiben Sie, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist (und hoffentlich handelt es sich bei dabei dann um stilsicheres Deutsch!). Investieren Sie Ressourcen wie Zeit oder Geld in eine Weiterbildung oder einen Kurs, wenn es nicht geht. Scheuen Sie den Aufwand nicht, da Sie hier in Ihr Employer Branding investieren!

An die Arbeitnehmer bzw. Zeugnisempfänger: Bitten Sie Ihren Arbeitgeber darum, solche Floskeln aus Ihrem Zeugnis zu entfernen. Bis Sie vollstens zufrieden sind damit!

Bleiben Sie cool!

Ihr Careersblog

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